April 2012


Liebe Freunde und Freundinnen des Instituts für Sozialstrategie,

durch das Internet und die darin entstehenden sozialen Gruppierungen wird das Gefühl für die gemeinsame Zeitgenossenschaft der heute auf der Erde lebenden Menschen trotz aller alltäglichen Konflikte enorm gestärkt. Die Frage nach einer gerechten Gestaltung der globalen Zivilgesellschaft und nach einem möglichst gerechten Wirtschaftssystem wird zum Leitmotiv für viele, gerade junge Menschen. Dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, was mit dem Begriff der „globalen Zivilgesellschaft“ gemeint sein kann, ist nicht erstaunlich. Den lange erwarteten, profunden Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum Thema gibt Sonja Knobbe, Referentin für die Themen Wirtschaft und Globale Zivilgesellschaft beim IfS (Forschungsüberblick Globale Zivilgesellschaft).

Fair Observer

In diesem Zusammenhang hat das IfS eine Zusammenarbeit mit dem neuen Internet- Medien-Unternehmen „Fair Observer“ begonnen, dessen Kennzeichen die sogenannte 360° Betrachtung ist. Ein und dasselbe Problem soll also aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden, damit wir nicht zu Gefangenen der bei uns vorherrschenden politischen und kulturellen Perspektive werden.

Fair Observer hat zwei Gedankenanstöße von Ulrich Hemel aus dem Institut für Sozialstrategie aufgegriffen: Zum einen den schon im letzten Newsletter erwähnten Gedanken eines „Armuts-Rettungs-Schirms“, der 2 Dollar pro Person und Tag weltweit vorsieht. Angesichts der bestehenden Armut in der Welt wird hierzu ein Betrag von rund 400 Milliarden Dollar benötigt- weniger als für den aktuellen Euro-Rettungsschirm. Der Betrag kommt dadurch zustande, dass für eine Milliarde von absolut armen Menschen ein Unterstützungsbetrag von durchschnittlich einem Dollar pro Tag für 365 Tage im Jahr zuzüglich rund 10% Allgemeinkosten angesetzt wird. – In Verbindung mit zertifizierten Institutionen und direkter Auszahlung des Geldes an die Bedürftigen zeichnet sich hier ein Ansatz ab, der persönliche Verantwortung und Freiheit ernst nimmt, aber gleichwohlan weltweiten Strukturen der Gerechtigkeit arbeitet („World Minimum Allowance“ )

Arbeitskreis „Habituelle Unternehmensethik“

Dass Wirtschaftsethik auch zum Gegenstand philosophischer Betrachtung werden kann, hat der gemeinsame Arbeitskreis des Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover und des Instituts für Sozialstrategie 2010/2011 gezeigt. Erfreulicherweise hat der philosophisch ausgewiesene Nomos-Verlag das aus dieser Arbeit entstandene Manuskript angenommen; es erscheint voraussichtlich mit dem Titel „Habituelle Unternehmensethik“ rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse.

Gemeint ist mit dem Begriff des Habitus, dass auch Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen ethische Gewohnheiten ausbilden, die sich in den Handlungen ihrer Mitglieder spiegeln. Alle sozialen Gebilde kultivieren bestimmte Werte und halten andere für weniger wichtig. Man kann hier von Wertelandschaften sprechen, an denen alle Beschäftigten kritisch und konstruktiv teilhaben.

Fachtagung Wirtschaftsanthropologie

Um der Frage „Was kommt nach CSR und dem Boom der Unternehmensethik?“ nachzugehen, vertieft das Institut für Sozialstrategie darüber hinaus das Thema der Wirtschaftsanthropologie, die als neue Disziplin danach forschen soll, was den Menschen als wirtschaftlich Handelnden ausmacht. Geplant ist eine wissenschaftliche Fachtagung Ende 2012/Anfang 2013.

Das Team

Auch organisatorisch geht es munter voran. Die Facebook-Seite des Instituts ist deutlich lebendiger geworden. Katja Riek ist neu als Praktikantin eingetreten. Sie widmet sich speziell dem Thema Minderheiten und Migration und bearbeitet ferner die Abstracts für die auf der Homepage des Instituts hochgeladenen Artikel. Weiter an Bord sind Marlene Kammerer, die nun das Amt der Geschäftsführerin übernommen hat, und Sonja Knobbe, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Das Team des Instituts für Sozialstrategie traf sich am 24.März 2012 in Berlin, um den weiteren Fortgang zu planen.

Auf internationaler Ebene haben wir eine Kooperation mit Hatem Gafsi begonnen, der die tunesische Revolution aus eigener Anschauung erlebt hat und uns über die tunesische Zivilgesellschaft aufklären wird. Weiterhin ist in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Rektor der Universität Tiflis, Prof. Dr. Giorgi Khubua, ein Symposium über die Zivilgesellschaft im Kaukasus in Aussicht genommen, möglicherweise mit dem Gedanken einer „kaukasischen Union“, die die bestehenden lokalen Konflikte unter dem Dach einer transnationalen Gemeinschaft im besten Sinn des Wortes aufzulösen hilft.

Sonstige Aktivitäten

Eine Reihe von Vorträgen und Tagungen runden die Aktivitäten des Instituts ab, so etwa zur „Digitalen Demokratie“ (Berlin, Walter-Raymund-Stiftung), zur Spannung zwischen „Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum“ (KHG Freiburg) oder zum Thema der Werteorientierung in der Wirtschaft (Cusanuswerk, Obermarchtal)

Nun wünschen wir Ihnen allen eine vergnügliche und anregende Lektüre- und uns ein lebendiges Feedback in Form von Zustimmung und Widerspruch, Ermutigung und Kritik!

Beste Grüße,

Ulrich Hemel

Direktor

Institut für Sozialstrategie

Wrangelstraße 51 10997 Berlin

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Posted by Ulrich Hemel